Wissen Sie eigentlich, was Sie wissen? Wissen Sie, wie viel Sie über das wissen, was Sie wissen? Und wissen Sie, was Wissen überhaupt ist? 

Auf individueller Ebene kommen Sie womöglich schnell zu dem Schluss, dass Sie nur schwer sagen können, was oder wie viel Sie eigentlich wissen. Auf organisationaler Ebene zeigen die Daten einer internationalen Studie jedoch explizit, dass rund 55% der Daten einer Organisation im Dunklen verbleibt. Ein Drittel der befragten Organisationen (n = 1357) gab sogar an, dass mehr als 75% ihrer vorhandenen Daten ungenutzt verbleiben. Gleichzeitig sind 81% der Befragten der Überzeugung, dass Daten beziehungsweise Wissen von extrem oder sehr hohem Wert für den Erfolg der Organisation seien. Diese Diskrepanz hindert die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend globalisierten Welt, denn es sind schon lange nicht mehr die Nachbarorganisationen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die mit Ihrer Organisation konkurrieren. Demnach nimmt die Notwendigkeit eines ausgeklügelten Wissensmanagementsystems einen nunmehr imperativen Ton an. Bevor wir jedoch ein solches System etablieren können, müssen wir nochmals einen Schritt zurücksetzen, denn: 

Wissen Sie, was Wissen überhaupt ist? 

Zunächst einmal gibt es bislang keine einheitliche Definition des Begriffs ,,Wissen“. Dennoch konnten viele derer, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben, einige Merkmale beziehungsweise Eigenschaften erarbeiten, die unser Wissen kennzeichnen. 

Nicht nur muss Wissen gewiss (,,wahr“ bzw. faktenbasiert) und beständig sein; Wissen ist grundsätzlich auch immateriell und demnach an einen Wissensträger gebunden. Das bedeutet gleichzeitig, dass Wissen verloren geht, sobald dieser Wissensträger nicht mehr zur Verfügung steht. Besonders bei (hoch-) speziellem Wissen stellt dies einen immensen Verlust für die Organisation dar. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, muss das Wissen geteilt werden, denn: Wissen ist ein paradoxes Gut, also es ist ,,(…) allgegenwärtig, endlos existierend und fungibel“ (vgl. Community of Knowledge). Wir können unser individuelles Wissen dementsprechend unbegrenzt mit unserer Organisation teilen und es somit sicherstellen, dass dieses nicht verloren geht oder auf unserem bestehenden Wissen sogar aufbauen und dieses erweitern. 

Der Aufbau einer ,,Wissensbasis”, also das kollektivierte Wissen einzelner Wissensträger auf Organisationsebene, ermöglicht eine höhere Unabhängigkeit vom Wissensträger und verringert somit das Risiko, verloren zu gehen. Aber: Eine Organisation kann selbst kein Wissensträger sein; die Erweiterung des Wissens geschieht nur auf individueller Ebene, wobei der Aspekt des interorganisationalen Teilens ausschlaggebend für den Fortbestand und der Erweiterung des intellektuellen Kapitals der Organisation ist. Wir erinnern uns: Das Wissensmanagementsystem findet nur dann eine erfolgreiche Anwendung, wenn dieses konsistent von allen Mitarbeiter*innen gepflegt und aktualisiert wird. 

Hierbei treffen wir jedoch auf ein weiteres Problem:  

Es gibt nicht nur ,,das (eine)“ Wissen, sondern verschiedene Arten von Wissen, namenhaft ,,implizites“ und ,,explizites“ Wissen (Takeuchi / Nonaka, 1995). Konkret: Explizites Wissen ist oftmals dokumentiertes und dementsprechend leicht transferierbares Wissen. Unter implizitem Wissen (,,Erfahrungswissen“) wird jedoch häufig das akkumulierte Wissen eines Wissensträgers verstanden, welches aus den persönlichen Erfahrungen / Interaktionen oder Entscheidungsprozessen entstanden ist. Dieses macht nicht nur den größten Anteil des verfügbaren Wissens aus, sondern ist für die Organisation auch von besonders hohem Wert. Allerdings lässt sich implizites Wissen nur schwer weitervermitteln, weshalb der Verlust des Wissensträgers (zum Beispiel wenn diese*r die Organisation verlässt) zu großen Wissenslücken führen kann. 

Über Möglichkeiten, dies zu vermeiden und ein konstistentes, optimiertes Wissensmanagementsystem zu bewirken, berichten wir Ihnen in den folgenden Newslettern unserer ,,Spotlight: Wissensmanagement“-Reihe – nächstes Mal mit Teil 3: Implizites und Explizites Wissen. 

 

 

Quellen: 

  • Aus Politik und Zeitgeschichte: Wissen 3 – 4 / 2021, ,,Was ist Wissen? Einige philosophische Überlegungen“ von Nadja El Kassar, S. 4 – 8 
  • The state of dark data, splunk, 2019, S. 3f, S. 8 
  • Community of Knowledge: Wissensmanagement 
  • Explizites- und Implizites Wissen, 2012, von Raffael, publiziert auf der Website Der Wirtschaftsinformatiker