Mit der Erfahrung steigt auch die Verantwortung – die eigene Expertise ist hoch gefragt, als Projekt- oder Teamleiter muss das letzte Wort gefällt werden und nicht zuletzt stehen auch noch die eigenen Projekte an. Dass kurz vor dem Positions- oder Jobwechsel oder gar vor dem lang ersehnten Eintritt in den Ruhestand das eigene Fachwissen gebündelt und an den Nachfolger weitergegeben werden muss, stellt eine zusätzliche Belastung zum bereits hohen Arbeitskontingent dar. Nicht selten kommt daher der Austausch beziehungsweise die Weitergabe von besonderen Kenntnissen und Erfahrungen zu kurz.  

Allerdings muss die Weitergabe von Wissen nicht zur Belastung werden; im Gegenteil: Mit der richtigen Methode wird sie vielleicht sogar zur Bereicherung. In einer Lernpartnerschaft übernimmt der Lernende nicht nur die Kenntnisse, die beim Ausscheiden des Wissensträgers verlorengegangen wären; er nimmt dem Wissensträger bestenfalls sogar einen Teil der Arbeit ab und entlastet ihn so. 

Voraussetzung für eine solche Lernpartnerschaft ist zunächst das Aufstellen erreichbarer Ziele, welche der Lernende innerhalb eines bestimmten Zeitkontingents erarbeiten soll. Hierbei wird bereits überprüft, was der Lernende bereits weiß und welche Skills der Wissensträger verstärkt vermitteln sollte.  

 Beispiel: Der Lernende kennt aufgrund seiner eigenen Teilnahme an Vorstellungsgesprächen bereits den Ablauf dieser, weiß jedoch nicht, wie er künftig in der Rolle des Personalers agiert. 

-> Ziel: Die Fähigkeit, ein angenehmes, konstruktives Vorstellungsgespräch planen und durchführen können. Dies soll bis zum 01.07.20XX anhand der bisherigen internen Materialien zu Vorstellungsgesprächen erfolgen, zu welchen der Wissensträger seine eigenen Erfahrungen mit einbringt (zuvor gemachte Fehler plus deren Lösung, Wissenswertes, Kniffe bei der Kreation eines angenehmen Gesprächsklimas / flüssigen Gesprächs, etc.) und die Fragen des Lernenden beantwortet. Die Ergebnisse werden schriftlich festgehalten, den bereits vorhandenen Schulungsmaterialien hinzugefügt und der Lernerfolg in drei verschiedenen Bewerbungsgesprächen überprüft. 

 Es versteht sich, dass eine offene, respektvolle Kommunikation begleitend über den gesamten Lernzeitrum essentiell ist. Natürlich ist es auch möglich, das bisherige Prozessverfahren innerhalb der Organisation zu hinterfragen und dieses sowohl auf Grundlage des Erfahrungswissens des Wissensträgers als auch anhand der Kreativität des Lernenden zu optimieren – das nun geteilte Wissen macht es möglich. Darüber hinaus spielt die organisationsinterne Fehlerkultur eine große Rolle – der Wissensträger schöpft immerhin einen immensen Teil seiner Kenntnisse aus seinen gelebten Erfahrungen. Ein offenes, vorurteilsfreies Interesse an diesen Fehlern ist dementsprechend imperativ und trägt zu einem allgemein positiven Lernklima innerhalb der Organisation bei. 

Wie ein ganzes Team auf kreativer Weise aus diesen positiven und negativen Erfahrungen lernen kann, bringen wir Ihnen im nächsten Newsletter mit der Storytelling-Methode näher.